True Story

Der Wolfsjunge – The Wild Child – französisches Drama aus dem Jahr 1970.

The Wild Child

Der Film beruht auf der Lebensgeschichte des Wolfsjungen Victor von Aveyron.

Als Wolfskinder oder wilde Kinder bezeichnet man Kinder, die in jungen Jahren eine Zeit lang isoliert von anderen Menschen aufwuchsen und sich deshalb in ihrem erlernten Verhalten von normal sozialisierten Kindern unterscheiden.

Victor von Aveyron (1788-1828), auch der Wilde von Aveyron genannt, war ein in Frankreich entdecktes sogenanntes Wolfskind. Victor wurde im Jahr 1797 in einem Wald in Südfrankreich beobachtet. Er war nackt und bewegte sich ungewöhnlich. Kurz darauf konnte man ihn gefangen nehmen, er entkam jedoch und lebte weitere 15 Monate in der Wildnis. Jetzt hatten ihn Jäger auf einem Baum entdeckt und konnten ihn einfangen. Sie übergaben den etwa 10-jährigen Jungen einer Witwe aus einem nahe gelegen Dorf.

Hier verbrachte er eine Woche bevor er wieder flüchten konnte und den Winter im Wald verbrachte. Als er sich am Morgen des 9. Januar 1800 verirrte, wurde er unweit eines Dorfes im Department Aveyron aufgefunden. Man brachte ihn in die Gemeinde Rodez, wo ihn der Naturforscher Pierre Joseph Bonnaterre untersuchte. Er stellte unter anderem fest das der 1.36m große Junge nicht sprechen konnte, sein eigenes Spiegelbild nicht erkannte, von Wutanfällen geplagt war und von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang schlief. Er verabscheute Süßigkeiten, Gewürze und gegarte Speisen. Victor ernährte sich vorwiegend von Eicheln, Nüssen und Kastanien. Er war unfähig etwas nachzuahmen und interessierte sich nicht für die Spiele der anderen Kinder. Außerdem zeigte er keinerlei Sexualtrieb und konnte keine geschlechtliche Trennung von Personen vornehmen.

Sein Arzt wunderte sich über die Unempfindlichkeit gegenüber Hitze und Kälte. Es bereitete ihm Freude sich im Schnee zu wälzen. Oft griff er ins Feuer, um mit bloßen Händen einen brennenden Holzscheit herauszuholen. Auf Musik und menschliche Sprache reagierte er auch nicht, mit Ausnahme des Vokals O, bei welchem er sich umdrehte. Dies war der Grund dafür, dass er den Namen Victor erhielt. Selbst abgegebene Pistolenschüsse erschreckten ihn nicht. Allerdings konnte er das Knacken einer Nuss über größere Entfernungen wahrnehmen. Der Psychiater Philippe Pinel erstellte ein Gutachten, worin er in dem Jungen keinen Menschen sah, auf Grund der Umstände seines Aufwachsens mangelhafte geistige Fähigkeiten aufwies, sondern einen geistig Behinderten. Die damalige Bezeichnung Idiot.

Jean Itard, Chefarzt einer Taubstummenanstalt war anderer Meinung. Er war der Meinung das Idiotie keine biologischen sondern kulturelle Ursachen hätte. Itard stellte in weiteren Versuchen fest, dass der Junge weder eine Tür öffnen noch auf einem Hocker klettern konnte, um eine entfernt Beute zu erreichen. In seinem ersten Bericht im Jahr 1801 schrieb Itard über die Fortschritte im Verhalten des Kindes; „Er zieht sich jetzt allein an, bemüht sich, sein Lager nicht zu beschmutzen, deckt den Tisch, hält seinen Teller hin, um Essen zu bekommen, geht Wasser holen, wenn der Krug leer ist, fertigt unliebsame Besucher ab, indem er ihnen den Ausgang zeigt, fordert die Neugierigen auf, ihn in einem Handkarren herumzufahren, bringt dem Arzt einen Kamm, wenn dieser sich absichtlich seine Haare in Unordnung gebracht hat,und legt des Morgens die Kleider seiner Erzieherin zurecht“. In einem weiteren Bericht 1806 erwähnte er nur noch kleinere Erfolge.

Victor beschäftigte sich mit einfachen Arbeiten, wie Sägen von Holz und leichten Hausarbeiten. Der Arzt bemerkte wie sich Gefühlsregungen des Jungen ausprägten. Er freute sich über Lob, zeigte Reue bei einem Tadel und war empört, wenn ihm dieser unberechtigt erschien. Als Itard seinen manchmal widerspenstigen Schüler eines Tages kopfüber aus einem Fenster des 4. Stockes hängte, packte dieser anschließend leichenblass seine Schulsachen zusammen und brach das erste Mal in Tränen aus. Victor lernte die Bedeutung der wichtigsten Worte kennen und diese eigenhändig zu schreiben. So kommunizierte er und äußerte seine Wünsche. Als Victor 18 Jahre alt war kam er endgültig in die Obhut von Madame Guerin, die sich schon immer um ihn gekümmert hatte.

Fortan lebte er in einem Nebengebäude der Anstalt, in welcher er im Alter von 40 Jahren starb. Letztlich scheiterte die Integration in die Gesellschaft und er wurde zu einem Betreuungsfall.