True Story

Sibirische Erziehung – italienisches Drama, Biografie aus dem Jahr 2013.

Sibirische Erziehung

Der Film basiert auf dem autobiographischen Buch „Educazione Siberiana“ aus dem Jahr 2009 des Autors Nicolai Lilin.

Nicolai Lilin wurde am 12. Februar 1980 in der Stadt Bender in Transnistrien als Nicolai Kalima geboren. Dieses Land Transnistrien, beziehungsweise Landstreifen, liegt zwischen der Ukraine und Moldawien.

In seinem Buch schildert er wie er in einer kriminellen Vereinigung mit sibirischem Hintergrund aufwuchs und demzufolge in gewisse kriminelle Handlungen eingewiesen und ausgebildet wurde. Hierbei ging es um Raub und Diebstahl.
Diese kriminelle Vereinigung, einer Gruppe mit dem Namen Urki, wurde unter Stalin von Sibirien nach Transnistrien deportiert. Bei der Umsiedlung durch die Russen sind einige der Urki ums Leben gekommen oder wurden gar umgebracht.
Hier setzten sie ihre kriminellen Handlungen fort. Es galt das Verbot irgendwelche Kontakte zu staatlichen Institutionen zu haben. Außerdem musste man sich an den sibirischen Ehrenkodex halten. Darin gibt es gute und schlechte Morde und ehrbare und sündige Waffen. Ihre Messer nannten sie Pika. In der sibirischen Gemeinschaft lernt man das Töten von klein auf. Man lebte nach strengen Ritualen und Regeln mussten strikt befolgt werden.

Die Urki sind professionelle Verbrecher, mit eigenen Einkommensquellen und im Handel oder der Beschaffung von Informationen gut strukturiert. Vergleichbar mit der Mafia.
Nicolai Lilin ist dort hineingewachsen und war in seiner Jugend Bandenmitglied. Er selbst war in einem Clan in der Verbrecherwelt, und in dieser Welt adelt manch ein Mord ebenso wie ein Gefängnisaufenthalt. „Unsere Lebensphilosophie ist eng mit dem Tod verbunden, den Kindern wird beigebracht, dass Gefahr und Tod Teil der Existenz sind und das es daher normal ist, jemanden das Leben zu nehmen, oder zu sterben, wenn es einen vernünftigen Grund dafür gibt.“

Sie bauten auf Ehrbegriffe wie, nicht mit der Polizei zu sprechen, beziehungsweise gegenüber ihr, wie auch anderen Menschen keinesfalls zu lügen.
Waffen hatten sie eine ganze Menge. Er sah, wie sein Großvater die Waffen reinigte, dies mit Sorgfalt und Hingabe. Die Urki lebten sehr sittenstreng, gebrauchten ehrerbietige Grußformeln und leiteten die kleinste Messerstecherei mit der Anrufung der Muttergottes ein. Wenn ein Urki nach Hause kommt, geht er als erstes zum roten Winkel, eine Art Schrein, nimmt seine Pistole und legt sie auf die Ablage, er bekreuzigt sich und legt ein Kruzifix auf die Waffe.
Neben dem Russisch sprechen sie eine eigene Sprache, die nur die Urki selbst verstehen. Tätowierungen sind für sie kein Schmuck, sondern spiegeln ihre persönliche Lebensgeschichte wieder. Man überfiel Geldtransporte und plünderte Warenlager. Es werden nur Reiche beraubt, darunter auch der Staat, den sie generell und dessen Politik ablehnten, egal unter welcher Flagge.

Was wir Selbstjustiz nennen würden, ist für sie Gerechtigkeit. Sie organisieren, plündern, prügeln und töten wenn es sein muss, aber beschützen auch die Armen und die Schwachen. Nicolai Lilin floh 2003 nach dem Tschetschenienkrieg nach Italien. Er ist Nachfahre der sibirischen Kriminellenorganisation der Urki. Schon mit zwölf Jahren kam es zu einem Konflikt mit der Polizei. „Ich weiß gar nicht mehr was ich als Kind alles angestellt habe.“ Er entdeckte die Leidenschaft des Tätowierens, die er in seiner neuen Heimat Italien zum Beruf macht. Laut Aussage von Nicolai Lilin wurden die Urki in den 1990er Jahren liquidiert oder vertrieben. Einige erinnern sich das die meisten Häuser verkauft wurden. „Ja, die Sibirier waren sehr freundlich zu den Nachbarn. Ja, sie befehdeten sich mit Kriminellen aus anderen Vierteln. Ja, sie haben einmal zwei Polizisten ermordet.“ Ein altes Sprichwort der Urki besagt;
„Manche genießen das Leben, manche leiden darunter, für uns ist es Kampf.“