True Story

Der blinde Fleck – deutsches Drama, Thriller aus dem Jahr 2013.

Der blinde Fleck

Der Film basiert auf dem Journalisten Ulrich Chaussy und dessen Recherchen zum Anschlag auf das Münchner Oktoberfest.

Ulrich Chaussy, geboren 1952 in Karlsruhe, zog 1965 nach München, studierte Germanistik und Soziologie. Nach seinem Abschluss begann er als Journalist für den Hörfunk zu arbeiten.
Er kritisiert die offiziellen Ermittlungsergebnisse des Oktoberfestattentates, „Einzeltäterthese“. Er bohrte nach als andere den Fall schon längst abgehakt hatten. Der BR-Journalist hat das Wiesn-Attentat von 1980 akribisch durchleuchtet und einen Ermittlungsskandal aufgedeckt.

Das Oktoberfestattentat war ein Terroranschlag am 26. September 1980 am Haupteingang des Oktoberfests in München. Durch die Explosion einer selbstgebauten Rohrbombe wurden 13 Menschen getötet und 211 verletzt, 68 davon schwer. Der Anschlag gilt als schwerster Terrorakt der deutschen Nachkriegsgeschichte.
Als Bombenleger wurde Gundolf Köhler ermittelt, der selbst beim Anschlag starb. Er war Anhänger der neonazistischen Wehrsportgruppe Hoffmann, die am 30.Januar 1980 verboten worden war. Die Ermittler stellten 1982 jedoch abschließend fest, er habe den Anschlag allein geplant, vorbereitet und ausgeführt. Dies wurde seither immer wieder bezweifelt. Eine mögliche Mittäterschaft rechtsextremer Gruppen wurde durch damalige Zeugenaussagen nahegelegt und durch neue Aktenfunde seit 2008 gestützt.
Chaussys Jagd beginnt 1982, als eigentlich schon alles vorbei ist.

Generalbundesanwalt Kurt Rebmann legt ein überraschenden Abschlussbericht vor. Das Attentat sei „Tat eines Einzeltäters“ gewesen.
Gundolf Köhler aus Donaueschingen, beschrieb man als perspektivlos und sexuell frustriert. Ein politisches Motiv konnte nicht erkannt werden. Keine Hinweise auf eine Beteiligung weiterer Täter.
Chaussy soll für den Bayrischen Rundfunk einen Bericht über das Attentat liefern. Er recherchiert und was er da liest macht ihn sprachlos. Da ist Frank Lauterjung, der laut Chaussy,der präziseste, glaubwürdigste und wichtigste Tatzeuge. Er hatte ausgesagt, er habe Köhler eine halbe Stunde vor dem Attentat mit zwei Männern diskutieren sehen, sehr nah am Haupteingang. Exakt beschrieb er, dass Köhler einen Koffer trug und eine weiße Plastiktüte mit einem schweren, runden Gegenstand. Als Chaussy den Zeugen Lauterjung befragen will, sagt man ihm, der Zeuge sei gestorben, an einem Herzleiden, das er sich zugezogen hatte, nachdem die Ermittler ihn drangsaliert und als unglaubwürdig abgestempelt hatten.

Die Soko Theresienwiese beschäftigt bis zu 100 Beamte, geht mehr als 860 Hinweisen nach und befragt 1800 Zeugen. Hinweise in eine rechtsextreme Szene versickern jedoch. Sogar die von einer Zeugin angefertigte Phantomzeichnung verschwindet spurlos.
Es stellt sich heraus, dass der Chef der Staatsschutzabteilung im Innenministerium gezielt Journalisten mit Informationen über Köhlers Umfeld gefüttert und damit mögliche Hintermänner gewarnt hat. Mehrere von ihnen begingen Selbstmord, wie der Neonazi Heinz Lembke. Er lebte einsam im Wald in der Lüneburger Heide. Dort hatte er ein Waffen-und Sprengstofflager angelegt, das Ende Oktober 1980 entdeckt wurde, ohne das die Behörden eine Verbindung zum Attentat herstellten. Dabei wusste man, dass er Kontakte zur Wehrsportgruppe Hoffmann hatte, der Köhler angehörte.
Lembke wurde festgenommen und war bereit auszusagen. Dazu kam es nicht, er erhängte sich in seiner Zelle.
Stoff für Verschwörungstheoretiker findet sich nach der Wende auch in den Stasi-Unterlagen.

Man stellte sich die Frage ob der Staat die wahren Hintergründe verschleiern wollte. 2006 recherchierte Chaussy erneut und fragte ob man nicht alte Asservate auf DNA-Spuren untersuchen könne, wie Zigarettenstummel und jene abgetrennte Hand die man am Tatort vorfand. Diese konnte weder einem Opfer noch Köhler zugeordnet werden. Man teilte ihm mit, dass alles bereits 1997 vernichtet worden sei.
Es lässt aber hoffen das Bundesanwaltschaft ihre Ermittlungen wieder aufnehmen könnte.
„Es hätte in Deutschland nicht zu einer NSU-Mordserie kommen müssen, wenn man schon 1980 damit begonnen hätte, die rechten Netzwerke genauer zu beobachten anstatt die rechtsextreme Bedrohung zu verdrängen“.