True Story

Ein russischer Sommer (The Last Station) – deutsch-russisch-britisches Drama, Biografie aus dem Jahr 2009.

Ein russischer Sommer

Als Vorlage für den Film diente das Buch „The Last Station“ des amerikanischen Autors Jay Parini. Geschildert werden die letzten Lebensjahre des russischen Schriftstellers Lew Nikolajewitsch Tolstoi, auch bekannt als Leo Tolstoi (1828-1910).

Leo Tolstoi sieht man als einen der größten Schriftsteller aller Zeiten. Auch als Philosoph und Moralist erlangte er Weltruhm. Vor allem aber ist Leo Tolstoi als meisterhafter Realist bekannt, dem es immer wieder gelang, die Erfindungen der Menschen, den Wechsel der Gefühle mit einer unglaublichen Präzision, bis in kleinste Detail, auf Papier festzuhalten.

Lew Nikolajewitsch Tolstoi wurde am 9. September 1828 in Jasnaja Poljana geboren. Er entstammt dem russischen Adelsgeschlecht der Tolstois. Als viertes von fünf Kindern, verlor er im Alter von zwei Jahren seine Mutter, mit neun Jahren seinen Vater, was ihn zu einem Vollwaisen machte. Die Schwester seines Vaters kümmerte sich fortan um die Kinder und übernahm die Vormundschaft.

Bereits mit 15 Jahren studierte er an der Universität Kasan orientalische Sprachen und Jura. Noch während des Studiums verließ er die Universität und kehrte in seinen Heimatort zurück. Seine Lehrer beschrieben ihn als lernfaul. Er galt nicht als eifriger Student und verbrachte die Zeit lieber in den Salons. Im Jahr 1846 begann Leo Tolstoi damit Tagebuch zu schreiben, das er bis zu seinem Lebensende fortführte.

Ihn zog es nach Moskau und Sankt Petersburg und er vergnügte sich beim Glücksspiel, was ihm Spielschulden einbrachte. 1851 meldet er sich freiwillig in der zaristischen Armee. Diese Erfahrungen im Dienst des Militärs beeinflussten ihn, so entstanden seine Erzählungen „Der Holzschlag“, „Der Überfall“ und „Die Kosaken“. Auf eigenen Wunsch wurde Leo Tolstoi auf die Krim versetzt, wo er den Krimkrieg hautnah miterlebt. Für seine Tapferkeit wurde er mehrfach ausgezeichnet. Seine Berichte „Sewastopoler Erzählungen“ machten ihn zu einem angesehenen Schriftsteller. Er ließ sich abermals versetzten und wurde Kurier in Sankt Petersburg.

Er bereiste mehrere europäische Länder, wo er auf andere Künstler traf. Zurück in seinem Heimatort, begann er damit Bücher zu schreiben. Er widmete sich den verschiedensten Themen. Sein Drang nach dem Glücksspiel brachten ihm finanzielle Schwierigkeiten, so dass er Ländereien und einen Teil des Familiengutes verkaufen musste. Ihn plagte nun ein Schuldgefühl.

1862 heiratet er, im Alter von 37 Jahren, die 18-jährige deutschstämmige Sofia Andrejewna Behrs, Tochter eines Arztes. Das Paar bekam insgesamt 13 Kinder, wovon fünf im Kindesalter starben. Seine Frau unterstützte ihn bei seinem schriftstellerischen Wirken. Doch nun folgte eine Phase der Orientierungslosigkeit. Er ist mittlerweile 57 und bemerkt die Armut der Arbeiter und der Bauern, denen er nun Hilfe anbot. Seine Gewohnheiten ändert er, verzichtet auf Alkohol, dem Rauchen und ernährt sich fortan vegetarisch.

Leo Tolstoi setzt sich für politisch und religiös Verfolgte ein. Seit 1882 unterstand er einer polizeilichen Überwachung. Intellektuelle und politische Gegner wurden brutal verfolgt. Soziale Spannungen und die Hungersnot verschärften sich und schürten allgemeine Unzufriedenheit im Land. Er kleidete sich wie die einfachen Menschen und zog mit seiner Familie ins Moskauer Arbeiterviertel.

In den letzten Lebensjahren kam es zu einer Auseinandersetzung mit seiner Ehefrau um sein Vermächtnis. Die Rechte an seinen Büchern wollte er dem russischen Volk vermachen. Seine Frau hingegen beanspruchte sein Erbe für den Unterhalt der großen Familie. Für ihn ein unerträglicher Konflikt, er verließ seine Ehefrau und begab sich auf eine Reise. Vladimir Chertkov, der Herausgeber seiner Werke, hatte zu diesem Konflikt erheblich beigetragen. Leo Tolstoi erkrankte schwer und verstarb am 20. November 1910, im Alter von 82 Jahren,  im Bahnhof Astapowo, an einer Lungenentzündung. Seine Tochter Alexandra wurde formal als Alleinerbin eingesetzt und sie verkaufte einige seiner Werke und die Rechte.