
Thematisiert werden die Olympischen Spiele 1936, insbesondere die Geschichte von Gretel Bergmann, die kurzfristig von der Teilnahme ausgeschlossen wurde und die Geschichte des Wehrmachtsoffiziers Wolfgang Fürstner, dem stellvertretenden Kommandanten des Olympischen Dorfes.
Gretel Bergmann
Gretel Bergmann (1914-2017) war eine jüdische Leichtathletin. Obwohl sie zu den besten deutschen Hochspringerinnen zählte, durfte sie nicht an den Olympischen Sommerspielen 1936 in Berlin teilnehmen. Grund hierfür war ihre jüdische Herkunft und sie wurde vom NS-Regime nicht nominiert. Nachdem die Nationalsozialisten die Macht übernommen hatten, wurde Gretel Bergmann 1933 aus ihrem Sportverein ausgeschlossen. Sie verließ 1934 Deutschland und nahm an den britischen Meisterschaften teil. Beim Hochsprung ging sie mit einer übersprungenen Höhe von 1,55 Meter als Siegerin hervor.
Gretel Bergmann wurde am 12. April 1914 in Laupheim, Baden Württemberg, geboren. Ihr Vater war der Unternehmer Edwin Bergmann, der den Betrieb Bergmann, der sich auf Haarverarbeitung spezialisiert hat, leitet. Schon sehr früh ist sie vom Sport begeistert, trat 1930 für den Ulmer Fußballverein 1894 an und belegt als 16-Jährige im Hochsprung den zweiten Platz. Danach folgten weitere Titel und 1932 wurde sie Süddeutsche Meisterin. Nachdem sie Deutschland verlassen hatte, zwang sie das NS-Regime zurückzukehren und am Training für die Olympischen Spiele 1936 in Berlin teilzunehmen. Man drohte ihr, da der Rest der Familie in Deutschland geblieben war. Die Amerikaner forderten eine Teilnahme deutscher Juden, sonst würde man die Spiele boykottieren. Deutschland wollte sich als tolerantes weltoffenes Land präsentieren.
Geeignete Trainingsmöglichkeiten gab es für sie nicht, da Gretel Bergmann Jüdin war. Im Sommer 1935 gewann sie in Ulm die Vorbereitungskämpfe der Frauen im Hochsprung. 1936 stellt sie in Stuttgart den deutschen Rekord von 1,60 Meter ein. Die Presse schrieb schon von einer Olympiahoffnung. Für die Olympischen Spiele wurde sie jedoch nicht nominiert. Bereits zuvor, einer Deutschen Meisterschaft, durfte sie ebenfalls nicht antreten. Der deutsche Sportfunktionär Hans von Tschammer und Osten, der Reichssportführer im Deutschen Reich, teilte ihr mit, dass ihre Leistungen nicht ausreichend seien, um an den Olympischen Spielen teilnehmen zu können. Nominiert wurden hingegen Dora Ratjen (1918-2008), ein intersexueller Leichtathlet mit späterem Namen Heinrich Ratjen und die deutsche Leichtathletin Elfriede Kaun (1914-2008).
Elfriede Kaun gewann bei den Olympischen Sommerspielen in Berlin die Bronzemedaille im Hochsprung. Da man Gretel Bergmann nicht nominierte, blieb ein dritter Startplatz unbesetzt. Ihr Trainer wurde in Schutzhaft genommen. Sämtliche Erfolge die Gretel Bergmann in Deutschland erzielt hatte, wurden aus den Listen und Archiven gelöscht. Gretel Bergmann emigrierte in die Vereinigten Staaten und wurde 1942 amerikanische Staatsbürgerin. 1937 heiratet sie den deutschstämmigen Arzt Bruno Lambert. Auch in den USA gewann sie mehrere Meisterschaften. Sie verstarb am 25. Juli 2017 in New York City.
Wolfgang Fürstner
Wolfgang Fürstner (1896-1936) war von 1934 bis 1936 für den Bau des Olympischen Dorfes verantwortlich. Gerüchte waren aufgekommen, Wolfgang Fürstner sei jüdischer Abstammung. Am Tag der offenen Tür strömten zahlreiche Besucher auf das Gelände, klauten Souvenirs und haben den Rasen zertrampelt. Es hieß, „Fürstner habe nicht mit der nötigen Energie durchgegriffen.“
Er wurde abgesetzt und durch den Oberstleutnant Werner Albrecht Freiherr von und zu Gilsa (1889-1945) abgelöst. Drei Tage nach der Schlussfeier nahm sich Wolfgang Fürstner am 19. August 1936 das Leben. Sein Freitod wurde als Unglücksfall dargestellt.
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